20€ / 15€ f. Mitgl.

Sa. 17.09.


20:30



LENA Rothstein & Tony Scholl: JURA SOYFER - MEIN BRUDER VAGABUND

Michael Kneihs: Piano; Adula ibn Quadrat: Violine

1912 erblickt Jura Soyfer in Charkov, im zaristischen Russland, das Licht der Welt. Er ist 8 Jahre alt, als seine Eltern auf der Flucht vor der bolschewistischen Revolution und antisemitischen Pogromen in Wien Aufnahme findet. Vielsprachig aufgewachsen in einem intellektuellen Haushalt findet er bald Vergnügen an der wienerischen Sprache, verfasst fürs politische Kabarett Satiren und schreibt für das Wiener Theater ABC zahlreiche Stücke und betätigt sich Zeit seines kurzen Lebens als Journalist. In der Tradition des Couplets, nach dem Vorbild Nestroys, fügt er in seine Werke Lieder ein, die zumeist von Jimmy Berg vertont werden. Dieser stammt auch aus einer jüdischen Familie (Weinhändler aus dem Weinviertel), kann aber noch rechtzeitig vor den Nazis in die USA flüchten. Am 13.März 1938, als doppelt Gefährdeter, ebenfalls auf der Flucht vor den Nazis, versucht Jura Soyfer auf Skiern in die Schweiz zu entkommen, wird aber von den durch SA und SS verstärkten österreichischen Grenz-Patrouillen aufgegriffen. Er kommt zuerst ins KZ Dachau und wird einige Monate später ins KZ Buchenwald verschleppt. Er stirbt dort am 16. Februar 1939 im jungen Alter von 26 Jahren an Typhus. Ironischer Weise haben seine Eltern, die in die USA entkommen sind, für ihren Sohn schon das Affidavit, also die Einreisegenehmigung, erhalten. Die hart erkämpften Entlassungspapiere aus dem KZ sind ebenfalls schon unterzeichnet, aber zu spät! Seine vermeintliche Asche wurde in die USA überstellt, dort liegt sein Grab auf Staten Island. Seine Werke wurden in viele Sprachen übersetzt, an diesem Abend werden einige Beispiele rezitiert.